Der Schweinswal:
Menschlich
Die riesigen Wale der Weltmeere sind die größten Säugetiere der Welt. In der kleinen Ostsee ist es ihnen zu eng, aber es gibt dort einen Vettern mit nahezu menschlichen Maßen: Der Schweinswal wird maximal 2m lang und 40 bis 80kg schwer. Er ist die einzige regelmäßig in der Ostsee vorkommende Walart.
Wärmende Speckschicht
Um sich vor dem auskühlen zu schützen haben die Schweinswale eine dicke Speckschicht, die fast den ganzen Körper umhüllt. Diese kann 20 Prozent des Körpergewichts ausmachen. In der Vergangenheit ist dem Wal seine Speckschwarte oft zum Verhängnis geworden. Jahrhunderte lang wurde er, vor allem an der dänischen Ostseeküste, gejagt. Die jährlichen Fänge waren oft größer als der heutige Gesamtbestand der südlichen Ostsee.
Sehen per „Hör-Bild“
Schweinswale schwimmen oft im trüben, schwebstoffreichen Gewässern. Um sich zu orientieren haben die Wale ein Echoortungssystem entwickelt, das ihnen trotz schlechter Sicht ein „Hör-Bild“ ihrer Umgebung liefert. Sie erzeugen eine Folge von kurzen Schallimpulsen (sogenannte Klicks), die einen Frequenzbereich von 2.000 bis 150.000 Hertz umfassen. Das Wal-Sonar funktioniert damit ähnlich wie die Navigation der Fledermäuse. Das Militär hat dieses erfolgreiche System z.B. zur Ortung von U-Booten und die Fischerei zum aufspüren von Fischschwärmen abgekupfert.
Zum Luft holen nach oben
Als Lungenatmer müssen Schweinswale regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen um zu atmen. Gewöhnlich stecken sie etwa vier Mal pro Minute ihren Kopf kurz aus dem Wasser und bleiben nah an der Oberfläche. Die kleinen Wale können aber auch bis zu 80m tief tauchen und bis zu sechs Minuten unter Wasser bleiben. Im Winter drücken sie die Eisschollen leicht nach oben und nutzen sich das darunter bildende Luftpolster. Bei einer vollständig geschlossenen Eisdecke droht den Walen jedoch der Erstickungstod. Diese tritt normalerweise nur in der östlichen Ostsee auf. Daher waren die dort lebenden Schweinswale alljährlich zu einer langen Wanderung in die westlichen Gebiete aufgebrochen.
Gejagt und genutzt
Die Schweinswaljagd gehörte im Ostseeraum über Jahrhunderte zum festen Lebensinhalt vieler Fischer. Vor allem in Dänemark wurde sie im großen Stil betrieben. Doch schmeckt das Fleisch „ekelhaft tranig“, und nachdem im 20. Jahrhundert die Zeit der großen Hungersnöte vorbei war gab man die Schweinswaljagd vielerorts auf. Nur während der schwierigen Zeiten des ersten und zweiten Weltkrieges wurde sie kurzzeitig wieder aufgenommen und sicherte vor allem in Dänemark das Überleben nicht nur der Küstenbewohner, rund Zweieinhalbtausend Wale wurden in dieser kurzen Zeit erlegt.
Bewundert und bestaunt
Heute kennt Wale jedes Kind, auch weit im Binnenland. Die „sanften Riesen“ der Weltmeere sind wie die Zwerge unter den Riesen, die Schweinswale, beliebt wie kuschelige Pandas und niedliche Koalas. Selten ist sich die deutsche Gesellschaft so einig wie bei der Ablehnung des Walfangs. Es ist jedesmal eine kleine Sensation, wenn Badende einen Schweinswal zu Gesicht bekommen. Und inzwischen gibt es in der Ostsee sogar spezielle Walbeobachtungstouren per Schiff. Der Wal ist ein Wirtschaftsfaktor – wenn er geschützt wird.
Wo sind sie zu sehen?
Die besten Chancen auf Walsichtungen haben sie in der Ostsee in dänischen Gewässern. Dort sind die Wale noch am häufigsten, und sie werden den ein oder anderen Fischer finden, der „Whale Watching“ Touren im Kleinen mit seinem Fischerboot anbietet. In Deutschland können sie Wale z.B. an der Nordostküste Fehmarns und im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft nordöstlich von Rostock entdecken. Aber bedenken sie das der Schweinswal hierzulande fast verschwunden ist.
Schweinswal (Phocena phocoena) :
Weitere Namen: Kleiner Tümmler, Braunfisch, Meerschwein
Größe: Männchen ca.1,5m, Weibchen bis zu 2m lang
Gewicht: 40 – 80kg
Alter: Bis zu 20 Jahre
Nahrung: In der Ostsee Heringe, Dorsche, Grundeln, Schwarzgrundeln, Wittlinge, größere Krebstiere
Verbreitung: Küstengewässer Europas, Nordwestafrikas, Nordamerikas und Ostasiens. Eine isolierte Population im schwarzen Meer, fehlt dagegen weitgehend im Mittelmeer. In der Ostsee nur noch im Westteil, etwa bis zu einer Linie Rügen-Kopenhagen.
Bestand: Deutlicher bis dramatischer Rückgang fast im ganzen Verbreitungsgebiet.
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